Eröffnung des neuen Panoramas von Yadegar Asisi in Leipzig. jetzt und einst hat für die Begleitausstellung Fotos, Pläne und Filme recherchiert, Texte geschrieben und das Ausstellungsteam wissenschaftlich beraten.
Quellen für Menschen statt für Bücher: Allein aus den Aufnahmebüchern eines einzigen Berliner Krankenhauses konnten wir die Behandlung von mehr als 1.000 Zwangsarbeitern rekonstruieren. Die Daten werden jetzt der Datenbank des Internationalen Suchdienstes zur Verfügung gestellt, damit Angehörige bei künftigen Anfragen von den Behandlungen erfahren.
Suche nach dem Grab eines Bankdirektors auf dem Friedhof in der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg im Auftrag einer Bank: Die einstige Bedeutung der Gräber wurde vom Gras überwuchert.
Searching for a bank director's grave at the Bergmannstraße cemetery, Berlin Kreuzberg, on assignment for a bank. A place bearing a past significance which the weeds have since overgrown.
Eine Tagung zu Devianz und Kriminalität in der Frühen Neuzeit im schönen Städtchen Meißen. Es wird deutlich, wie stark sich im Laufe der Geschichte die Vorstellungen geändert haben, was man darf und was man nicht darf und mit welchen Sanktionen abweichendes Verhalten belegt wird. Besonders interessant ist, wie viele Menschen, die selbst Sanktionen verhängt haben, sich als Opfer betrachteten.
Zeitungen ohne kritische Kommentare zu lesen ist sonderbar. Wir sehen derzeit in der British Library für einen Auftraggeber argentinische Zeitungen zur Zeit der dortigen Militärdiktatur durch. Unmittelbar nach der Machtübernahme 1976 verhängten die Generale eine strikte Pressezensur über das ganze Land.
300.000 Besucher haben bislang das Titanic-Panorama von Yadegar Asisi und damit die von uns mitgestaltete Begleitausstellung gesehen. Fast genauso viele Menschen, nämlich 200, sind inzwischen Follower von jetzt und einst auf Facebook.
Nach vielen intensiven Gesprächen über die NS-Zeit einer unserer Auftraggeber formuliert sich in mir ein Wunsch für die Zukunft der Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Dass wir eines Tages die Forderung an andere (Ihr müsst aufarbeiten!) durch eine Selbstaufforderung (Ich muss aufarbeiten!) ersetzen. Wir sollten uns selbst und niemanden sonst in den Blick nehmen und einmal unsere eigene NS-Familiengeschichte aufarbeiten und veröffentlichen. Anders lassen sich die Gefühle von Schuld, Scham, Wut und Machtlosigkeit und deren unbeschreiblich lang anhaltende Wirksamkeit nicht begreifen.
Sources for people instead of for books: So far, we have been using historical sources only to document facts in our books. But our trips to Israel and visits to relatives of murdered Jews have made us realise that the records we research and find in German archives are often unknown to the affected families. Be it birth certificates, registrations of residence, record cards from concentration camps, or photos – it is often the first time that family members of Shoah victims get to see all this. With Benjamin Kirchengast, jetzt und einst has now hired a new freelance employee in Israel.
Bislang haben wir historische Quellen ausschließlich dazu genutzt, um in unseren Büchern Sachverhalte zu belegen. Bei unseren Reisen nach Israel und dem Besuch von Angehörigen von ermordeten Juden haben wir festgestellt, dass die von uns in deutschen Archiven recherchierten Archivalien den betroffenen Familien oft gar nicht bekannt sind.
Viele Dresdener haben eine besondere Beziehung zu ihrer Stadt. Sie empfinden das heutige Dresden als Überrest der Barockmetropole, die 1945 zerstört wurde. Yadegar Asisi trägt dieser Verlusterfahrung mit seinen beiden Panoramen "Dresden im Barock" und "Dresden 1945" Rechnung. Morgen erscheint zur Wiedereröffnung von "Dresden 1945" eine neue Publikation, die beide Panoramen miteinander verbindet. In dem neuen Begleitbuch ist auch ein Text von Clemens Tangerding über die Geschichte und den Mythos Dresdens.